W&H: Technische Innovationen und Führung mit Hausverstand
Sie sprechen von Förderungen – wie wichtig ist die finanzielle Unterstützung?
Malata: Früher dachte ich, dass ein Unternehmen selbst die Finanzkraft aufbringen muss, um Innovationen voranzutreiben. Diese Einstellung vertrete ich nicht mehr. Es ist gut, dass die Fördermöglichkeiten ausgebaut werden, um es Firmen zu ermöglichen, in Forschung zu investieren. Bei der Forschung betritt man sehr oft Neuland oder in gewisser Weise „Niemandsland“ und braucht einen ausgeprägten Pioniergeist und ein Gespür dafür, ob etwas funktionieren und erfolgreich sein könnte. Der Weg zu einer neuartigen Lösung kann aber oftmals langwierig sein und mehrere Anläufe und viele Versuche erfordern. Eine sinnvolle finanzielle Unterstützung ist hier natürlich erwünscht und fördert die Forschungstätigkeit am Standort.
Brugger: Durch die finanzielle Unterstützung können wir unsere Forschungsziele schneller und sicherer erreichen. Schneller, weil wir mehr Ressourcen – auch externe – einsetzen können und sicherer, weil wir unsere Entwicklungsfortschritte besser absichern können, zum Beispiel durch mehr Tests. So können Unternehmen schneller am Markt sein.
Wichtig sind diese Unterstützungen vor allem bei Risikoprojekten. Diese würden wir ohne Förderungen nicht so durchführen und damit würden auch Chancen verloren gehen. Im Laufe der Jahre haben wir Erfahrungen mit den Förderinstitutionen und auch in der Projektabwicklung gesammelt. Für neue Fördermöglichkeiten, in denen wir uns noch nicht so gut auskennen, nehmen auch wir die Beratung des ITG – Innovationsservice Salzburg sehr gerne in Anspruch.
Hört man hier schon den hohen Stellenwert von Forschung und Entwicklung heraus?
Brugger: Unser F&E-Anteil liegt in einem Bereich von acht bis zehn Prozent vom Umsatz. Wir arbeiten ständig mit medizinischen und technischen Forschungseinrichtungen und Kompetenzzentren, aber auch mit Anwendern und medizinischen Kliniken zusammen. Durch diese Kooperationen holen wir uns sehr viele Anregungen und Inputs. Diese Kontakte und Vernetzungen sind Voraussetzung für die Entwicklung von hochinnovativen Produkten, der Stellenwert ist also sehr hoch.
Welche Tipps hätten Sie für jemanden, der mit Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten möchte?
Brugger: Zunächst sollte man den geeigneten Partner finden. Mit diesem Partner muss man eine gute und vernünftige Vertragsbasis schaffen. Zu Beginn einer Kooperation sollte ein umfassender Informationsaustausch stattfinden. Der Partner weiß oft zu wenig von den wirklichen Aufgabenstellungen, die ein Unternehmen hat. Im Laufe der Kooperation sollte zudem ein guter Informations-austausch und eine laufende Abstimmung stattfinden.
Wie sieht das beim Thema Verwertungsrechte aus?
Brugger: Wir versuchen bei Kooperationen immer, die Verwertungsrechte für unsere Anwendungsbereiche exklusiv zu bekommen. Davon haben wir den meisten Nutzen. Außerhalb unserer Anwen-dungsbereiche kann der Kooperationspartner die Ergebnisse für sich selbst nutzen.
Hat Innovation immer mit Forschung zu tun, oder würden Sie ihre Maßnahmen im Mitarbeiterbereich, wie die Umsetzung der Teamstruktur oder den Aufbau der Lehrwerkstatt auch als innovativ bezeichnen?
Malata: Für mich als Techniker bedeutet Innovation immer einen technischen Fortschritt. Aber auch andere Unternehmensbereiche gehören meines Erachtens dazu. Entstanden ist die organisatorische Entwicklung aus dem Anspruch heraus, dass kleine Gruppen effizienter arbeiten und das wollte ich mit der Teamorganisation auch bei einem wachsenden Unternehmen umsetzen. Diese Umstellung in der Organisationsstruktur sehen wir durchaus als etwas Einzigartiges und als innovativ. Heute kommen viele interessierte Unternehmen zu uns, um sich über unsere Organisationsstruktur zu informieren und sich diese im Detail anzusehen.
W&H gilt als Unternehmen, das seine soziale Verantwortung in sehr hohem Maße wahrnimmt. Warum ist das für Sie so wichtig?
Malata: Weil ein Unternehmen aus Menschen besteht. Ich finde es einfach angenehmer, wenn man zusammenarbeitet und Ziele gemeinsam erreicht. Und etwas mit Freude zu tun, ist immer einfacher. Deshalb bin ich sehr aufgeschlossen für Dinge, die das Zusammenleben vereinfachen und besser gestalten. Ein Beispiel ist unser neues Firmengebäude. Beispielsweise ist es vergleichbar mit einem Werkzeug. Es würde keinen Spaß machen mit einer stumpfen Schere präzise Sachen zuschneiden zu müssen. Hingegen macht es Freude, mit gutem Werkzeug zu arbeiten. Wenn das Firmengebäude, die Arbeitsplätze, die Maschinen gut sind, macht die Arbeit viel mehr Spaß und man ist motivierter. Wer seine Arbeit gerne macht, macht diese gut und liefert gute Ergebnisse, der Kunde ist zufrieden. Dazu kommt, dass wir von unseren Mitarbeitern Flexibilität verlangen. Hier ist es unsere Aufgabe, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Mitarbeiter diese Flexibilität eingehen können. Bei jungen Familien ist zum Beispiel die Kinderbetreuung ein wichtiges Thema. Um sie dabei zu unterstützen, haben wir mit der Gemeinde einen Kids Club gegründet, der eine flexible Nachmittagsbetreuung bietet. Damit ist eine bessere Koordination von Familie und Beruf möglich, das Angebot wird aktuell sehr stark angenommen.