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Aus einem alten Haus ein neues bauen
Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung, Kreislaufwirtschaft und Co.: An diesen Themen kommt man auch in Salzburg nicht mehr vorbei. Kürzlich haben eine Hand voll motivierter Unternehmer, Forscher und Baumeister die Vorprojektphase gestartet, bei dem sie den Baustoff Beton recyclen wollen.
Wenn man Roland Wernik, Geschäftsführer der Salzburg Wohnbau und Initiator des Betonrecycling-Projekts fragt, worum es im geplanten Projekt geht, dann antwortet er gezielt: „Ich baue aus einem alten Haus ein neues Haus.“ Wo man früher noch vom „Abriss“ eines Gebäudes gesprochen hat, verwendet man heute das Wort „Rückbau“. „Der Rückbau erscheint geordneter als der chaotische Abbruch. Alleine aus dieser Terminologie erkennt man schon, dass wir heute viel wertschätzender mit dem umgehen, was wir schon geschaffen haben. Die Zeit gebietet, dass wir intelligenter mit unseren Ressourcen umgehen. Daher stehen wir mit mehr Respekt einem Altbau gegenüber“, erklärt Roland Wernik über seinen Zugang zum Projekt.
Der derzeitig vorherrschende Status Quo beim Betonrecycling ist, dass das wieder verwendete Material einer untergeordneteren Verwendung zugeführt wird als zuvor. Aus einem Haus wird also nicht wieder ein Haus, sondern zum Beispiel Material für eine Schüttung oder eine Verfüllung. Deshalb ist das erklärte Ziel vom Betonrecycling-Vorhaben CICO – Circle Concrete, dass der beim Rückbau von Gebäuden wiedergewonnene Altbeton erneut für die Herstellung von Beton mit möglichst hoher Qualität zum Einsatz kommt. „Beton ist ein Baustoff, der mit dem Alter nicht schlechter wird, sondern in der Regel sogar noch an Festigkeit dazu gewinnt. Die Dauerhaftigkeit ist mit ein Grund dafür, dass sich Beton so gut zum Recyclen eignet und mit einer hohen Verwertungsquote wieder in den Stoffkreislauf zurückführt werden kann“, weiß Clemens Deisl, Betonexperte und Geschäftsführer von Deisl-Beton.
Vorreiterland Schweiz
Weltweit gibt es schon Verfahren, die am Betonrecycling arbeiten. Vorreiterland hierfür in Europa ist die Schweiz. Das hängt damit zusammen, dass dort die als Rohstoff für die Betonherstellung eingesetzten Gesteinskörnungen knapper und teuer sind und die gesetzlichen Rahmenbedingungen Recyclingwerkstoffe forcieren. Das führt zu einem größeren wirtschaftlichen Druck und dazu, dass man sich eher überlegt wie man solche (teuren) Baustoffe wiederverwenden kann. Heute schätzt man, dass in der Schweiz im Hochbau bereits etwa 25 % Recylingbeton eingesetzt wird. In Österreich ist dies noch Utopie. Die Projektpartner (Salzburg Wohnbau, Deisl-Beton, Baumeister Steiner, Universität Salzburg mit Physik und Chemie, Bautechnische Versuchs- und Forschungsanstalt Salzburg) wollen dieses Neuland betreten und haben sich vorgenommen, mindestens 70 % des bei Projekten der Salzburg Wohnbau rückgebauten Betons in Salzburg wiederzuverwerten und Recyclingbeton nachhaltig als hochqualitativen Baustoff zu etablieren. Um das zu erreichen, müssen sie Verfahren für die Aufbereitung optimieren, neue Betonrezepturen entwickeln und erproben sowie neue Standards zur Qualitätssicherung definieren. „Das Spannende am Betonrecycling ist, dass gewisse Erfahrungen und Technologien schon vorhanden sind, aufgrund der komplexen Thematik aber noch hoher Forschungs- und Entwicklungsbedarf besteht. Zurzeit fehlt in Österreich ein breiterer Erfahrungsschatz, den es nun aufzubauen gilt“, sagt Betonexperte Clemens Deisl über das Projekt.
Vier Vorprojekte weisen den Weg
Derzeit werden vier Vorprojekte durchgeführt: Bei den Bauprojekten Bundesforstehaus Schwarzach, Schule Anif, Seniorenhaus Golling und einem Haus in St. Koloman wird geforscht und laufend ausprobiert, was auf dem Gebiet des Betonrecyclings funktioniert und was nicht. Eine erste Erkenntnis dieser Vorgangsweise ist, dass auch das eingesetzte Holz eine gute Basis für einen zweiten Lebenszyklus bietet – deswegen wird Holz auch zukünftig ins Konzept eingebunden. „Wir gehen immer gleich in die angewandte Forschung, denn daraus lernen wir schneller. Parallel dazu entwickeln wir unsere Verfahren und mit jedem Projekt wächst unser Wissen. Das ist unser sehr didaktische Weg“, sagt Roland Wernik über die learning-by-doing Vorgangsweise der Vorprojekte. Für diese haben sich die CICO-Partner bis Jahresende Zeit gegeben. Wenn diese Phase abgeschlossen ist, dann haben sie alle benötigten Methoden evaluiert und die richtige Vorgehensweise gefunden, um ihr dreijähriges Projekt durchzuführen. Wir sind gespannt, wie sich das Vorhaben entwickelt und welche Ideen auch mit dem Werkstoff Holz aus dem Gesamtprojekt Re.source entstehen.
Schritt für Schritt zum Recyclingbeton
Ein Haus wird rückgebaut. Die alten Baustoffe kommen von der Baustelle in großen Stücken. Dabei ist ein hoher Anteil an Altbeton, Eisenteile, diverse Reste von Installationen und Holz gut sichtbar. Nun wird das Material in mehreren Schritten aufbereitet:
- Das Material wird aufgebrochen auf eine Körnung von 0-63 mm. Dieser Schritt erfolgt mit fast jedem Recyclingmaterial. Man kann die stoffliche Natur erkennen: es enthält viel Altbeton, einen geringen Anteil an Ziegel, mal eine Fliese und Bauholzspäne.
- Dieses Material kommt in die Aufbereitungsanlage (Recyclinganlage) und durchläuft mehrere Brechstufen, wird nass gesiebt und läuft zudem noch über zwei Setzmaschinen. Dort werden die Stoffe nach ihrer Dichte getrennt. Die leichten Stoffe wie Kunststoffe, Ytong, Styropor und Holzspäne schwimmen oben auf und werden so vom schwereren Beton getrennt.
- Das gereinigte Betonmaterial wird bei der Nasssiebung in vier Korngruppen getrennt: 0-4 mm Sand, 4-8 mm, 8-16 mm und 16-22 mm. Das sind die Abstufungen der Gesteinskörnungen, die standardmäßig für die Betonherstellung verwendet werden.
- Die Bautechnische Versuchs- und Forschungsanstalt Salzburg (bvfs) nimmt Proben. In der Erstprüfung wird das Material auf seine Eignung für den Einsatz in Beton geprüft. Es werden die Anteile von Altbeton, Ziegel und diversen Störstoffen, auch chemischer Natur, geprüft.
- Nach erfolgreich abgeschlossenem Prüfprozedere der bvfs darf das wiedergewonnene Material für die Betonherstellung verwendet und im Hochbau eingesetzt werden.
3D-Planung am Puls der Zeit
Bei der Planung kommt die 3D-Methode BIM (Building Information Modeling) zum Einsatz. Dabei wird jeder Bauteil des alten Hauses wie auch des neu zu errichtenden Hauses kodiert und auf seine Wiederverwendbarkeit geprüft. Das Programm zeigt die recyclingfähigen Bauteile grün an, in gelb die Teile, bei denen es nach ausgiebiger Prüfung vielleicht möglich ist und in rot die Bauteile, die nicht wiederaufbereitet werden können. Zum Beispiel kann man damit bestimmen, dass die Wohnzimmerwand aus dem alten Haus zur Bürowand im neuen Haus wird. Diese Planung mit BIM in den Vorprojekten dient übrigens auch dem Erfahrungsgewinn für den Bau der Pioniergarage, die 2022 eröffnet werden soll.
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